LESEPROBE VON “DAS LICHT”
Gestern hatte ich Geburtstag. Und weil ein Geburtstag ein Fest mit Geschenken ist, verschenke ich heute auch etwas.
Du kannst hier die ersten beiden Kapitel von meinem Kinderbuch lesen.
Und wenn die Aktion gut ankommt, gibt’s vielleicht noch mehr Kapitel zum lesen.
1.
DAS DORF
Paul wohnte in einem kleinen Dorf, in einem Königreich voller wunderbarer Wesen. Es gab dort Drachen, Zwerge und Elfen, aber auch Dinge, die es bei uns gibt, wie Autos, Taschenlampen, oder Handys. Paul lebte mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung. Er ging sehr gerne raus vor die Türe, um sich mit anderen Kindern zu treffen.
Am liebsten traf er sich mit seiner Freundin Lisa.
Paul war 3 Jahre jünger als Lisa, aber das machte den beiden nichts aus. Sie waren unzertrennlich und es gab kaum eine Zeit, in der sie nicht zusammen waren.
Oft waren sie draußen, liefen durch die Straßen, beobachteten die anderen Menschen, oder erzählten sich gegenseitig Geschichten.
Alle Kinder waren glücklich, weil ihre Eltern glücklich waren, und niemand musste sich beschweren, oder einen anderen ärgern, weil alle nur das machen mussten, was ihnen Spaß machte. Das hatte vor einigen Jahren der König befohlen, weil er wollte, dass die Leute, die in seinem Land leben, glücklich sind.
Doch eines Tages merkten die Kinder, dass ihre Eltern sich veränderten. Sie beschwerten sich oft, oder saßen traurig in der Wohnung und machten nichts mehr was ihnen Spaß machte. Die Kinder sprachen mit ihren Eltern darüber und auch die merkten, dass es ihnen nicht mehr so gut ging, wie vor einiger Zeit.
Da gingen die Erwachsenen zu ihrem König und fragten was los sei. Der König antwortete: „Auch ich merke, dass ich nicht mehr so lustig bin. Ich bin oft schlecht gelaunt. Aber wir können nichts tun. Meine Ratgeber sind schon unterwegs, um herauszufinden woran es liegt.“
Traurig gingen die Leute wieder zurück zu ihren Häusern und warteten auf die Ratgeber des Königs. Sie hofften auf eine Lösung. Es dauerte aber sehr lange und die Stimmung im Dorf wurde schlechter. Die Menschen machten sich große Sorgen. Sie gingen deshalb nur noch selten vor ihre Tür, damit sie niemanden sehen mussten. Nur die Kinder waren noch glücklich und spielten draußen ihre Spiele, oder unterhielten sich.
Bald aber merkten sie, dass sich etwas veränderte. Sie wussten erst nicht was es war, aber weil sie jeden Tag draußen waren, sahen sie es irgendwann: Der Himmel wurde immer dunkler.
Dann kamen endlich die Ratgeber des Königs von ihrer Reise zurück und hatten keine guten Nachrichten. Sie sagten: „Leider wird uns das Licht gestohlen. Wir wissen nicht von wem und wir wissen nicht warum, aber wir kennen die Richtung, in der das Licht verschwindet.“
Als die Bewohner das hörten, wurden sie traurig und bekamen Angst. Der König aber sprach: „Liebe Menschen, wir brauchen ein paar ganz mutige von euch, die in die bekannte Richtung gehen und versuchen unser Licht wieder zu holen.“
Tage vergingen und niemand hatte Lust diesen weiten Weg zu gehen. Keiner wollte weg aus dem Dorf und Abenteuer erleben.
Nur die Kinder hatten noch Kraft und überlegten jeden Tag, was sie wohl machen könnten. Sie versuchten ihre Eltern zu überreden, ob diese nicht loslaufen wollen und das Licht wieder bringen. Aber kein Kind hatte Erfolg. „Wohin müssen denn die mutigen Menschen gehen?“, fragte Paul seine Eltern, aber die wussten es nicht.
Da ging Paul zu Lisa und beide gingen hinauf zum Schloss. Sie hatten vor, den König zu fragen. Der König wollte aber nicht mit ihnen reden, weil er schlechte Laune hatte.
Ein Berater des Königs – der kluge Kasimirum, sah die Kinder und sprach sie an: „Weit im Norden gibt es einen sehr, sehr hohen Berg. Bis zu diesem Berg sind wir gewandert und sahen, dass das Licht dort irgendwo verschwindet. Wenn ihr jemanden überreden könnt, diese Reise zu machen, dann gebt ihm diesen Stab. Der Stab wird den richtigen Weg zeigen und er kann immer helfen.“ Paul und Lisa nahmen den Stab entgegen. Er war aus purem Gold und glitzerte.
Sie gingen damit zurück nach Hause. Auf dem Weg redeten sie kein einziges Wort miteinander, aber als Paul an seinem Haus ankam, sagte er zu Lisa: „Willst du mit mir das Licht suchen?“ Lisa antwortete: „Ich dachte schon, du fragst nie. Natürlich möchte ich das.“
Sie beratschlagten sich, wann sie am besten ihre Reise antreten werden und was sie dafür brauchten und Lisa sagte: „Unsere Eltern sind sowieso schlecht drauf und merken gar nicht, wenn wir aus dem Haus gehen. Also… lass uns jetzt ein paar Sachen packen und losgehen. Je früher wir losgehen, umso schneller sind wir wieder zurück.“
So packten sie ein paar Sachen und den Zauberstab, in einen Rucksack und gingen einfach los – dem Berg entgegen.
Nachdem Paul und Lisa den ersten großen Hügel erreicht hatten, drehten sie sich nochmal um und schauten auf ihr Dorf. Es lag so friedlich im Tal und doch herrschte dort eine Aufregung, die von außen nicht sichtbar war. Dann ging es den Hügel hinab, in ein fremdes Gebiet, dem Abenteuer entgegen.
Sie wanderten, bis es ganz dunkel wurde, dann klappten sie ihr Zelt auf und machten ein Feuer. Sie hatten sich Essen mitgenommen und machten es sich gemütlich. Als es schon sehr spät war, schliefen sie ein.
2.
DIE DRACHENWIESE
Paul wurde als erster wach, weil er ein Geräusch gehört hatte. Er weckte Lisa, die sehr verschlafen aus ihrer Decke hervorschaute. „Was ist los?“, fragte sie. Doch da hörte auch sie das Geräusch. Es war ganz in der Nähe. Wahrscheinlich direkt neben dem Zelt. Die beiden Kinder waren ganz still und lauschten nach draußen. Paul umklammerte fest den Zauberstab von Kasimirum. Plötzlich sagte er: „Lisa, hörst du das?“ Lisa hört nichts, außer ein paar Geräuschen vor dem Zelt. „Da spricht etwas“, sagte Paul. „Es fragt sich was das für Dinger da sind, die auf seiner Wiese stehen. Es traut sich aber nicht näher heran und jetzt weiß es nicht was es machen soll – Hörst du das nicht, Lisa?“ Lisa hörte nur seltsame Geräusche. „Sollen wir vorsichtig nachschauen?“, fragte Paul.
Paul war zwar noch jung, aber ein sehr mutiger Junge. Er kletterte gerne, er kämpfte gerne und ging auch schon mal allein nachts durch die Straßen, wenn seine Eltern keine Lust hatten mitzugehen.
Lisa war auch mutig, aber sie war eher jemand, der alles genau überlegte. Sie musste erst wissen, dass sie etwas schaffte – dann traute sie sich auch viele Dinge.
„Na gut“, sagte Lisa endlich. Paul kroch zum Reißverschluss vom Zelt und machte diesen ganz leise auf. Dann kam auch Lisa dazu und beide schauten nach draußen.
Sie hörten wieder die Geräusche und auch Paul hörte keine Stimme mehr, sondern nur noch ein sehr seltsames Krächzen. Weil er doch ein bisschen Angst hatte, nahm er wieder den Stab in die Hand. Er hatte das Gefühl, dass er ihm guttat. Plötzlich hörte er wieder die Stimme: „Was soll ich bloß tun? Was ist das hier auf meiner Wiese? Woher kommt es? Ich weiß ja gar nicht ob das vielleicht gefährlich ist.“
Paul sprach zu Lisa: „Ich höre wieder die Stimme – sie fragt sich was wir hier machen und ob wir gefährlich sind. Komm Lisa, wir gehen raus!“ Er nahm Lisas Hand und wollte zum Zelt hinaus, da hielt ihn Lisa fest. „Du Paul, ich höre auch diese Stimme. Ganz plötzlich kann ich sie hören“
Sie blieben noch eine Weile im Zelt und hörten gemeinsam der Stimme zu, die ganz aufgeregt klang. Es klang manchmal wie ein kleines Kind und manchmal wie ein ganz großer Erwachsener. Lisa war aufgeregt. Sie durchwühlte leise den Rucksack und holte sich einen Schokoriegel heraus. Da hörte sie nur noch dieses seltsame Krächzen. „Hörst du noch was?“ fragte sie Paul. Und Paul hörte alles was die Stimme sagte.
Als Lisa etwas zu Essen hatte, nahm sie wieder Pauls Hand und beide krochen ganz langsam zusammen aus dem Zelt. Sie schauten um die Ecke des Zeltes und sahen ganz erstaunt einen sehr großen Drachen.
Der Drache bemerkte sie gleich, machte ein erstauntes Gesicht und sagte dann: „Das sind ja nur Menschenkinder – da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Was macht ihr denn hier? Das ist doch meine Wiese!“
Paul und Lisa, die jedes Wort verstanden hatten, antworteten mit leiser Stimme: „Wir sind auf der Suche nach dem Licht.“
Der Drache machte einen Satz zurück, als habe er sich erschrocken. Dann stammelte er: „I.. I… Ihr könnt … könnt mich … verstehen? Wie geht das denn? Menschen verstehen uns nicht. Wie… wie… könnt ihr mich verstehen?“
Paul und Lisa schauten den Drachen an. Es stimmte, was er sagte. Von ihren Eltern wussten sie, dass man Drachen nie verstehen kann, aber die meisten sind freundlich zu den Menschen. „Wir wissen nicht, warum wir dich verstehen und mit dir reden können, aber wir verstehen dich deutlich. Verstehst du uns auch?“ Der Drache guckte sie mit großen Augen an und sagte dann: „Ja, ich verstehe Euch sehr gut. Das ist ja seltsam. Das ist wirklich seltsam. Das gab es noch nie!“
Als sie eine Weile so dastanden, fing Lisa an den Drachen anzureden und wollte ihn fragen, ob sie ihm eine Frage stellen dürfen, aber der Drache antwortete: „Krrrre – krrrruu – krrrrr – kroooo!“
Lisa sagte ganz erschrocken: „Ich kann ihn nicht mehr verstehen, was hat er gesagt?“ „Er sagte, dass er Dich nicht mehr verstanden hat.“, meinte Paul. „Dann sprich du mit ihm und sag ihm, was wir hier wollen und dass wir ihm nichts Böses wollen!“ Lisa war ganz aufgeregt. Was wäre, wenn sie den Drachen nicht mehr verstehen konnten?
Aber Paul sprach ganz normal mit dem Drachen und erzählte ihm, warum sie hier waren. Der Drache antwortete und versprach ihnen nichts zu tun, wenn sie von seiner Wiese runtergehen.
Also packten die Kinder ihre Sachen, Paul verabschiedete sich von dem Drachen und sie gingen weiter zu dem Berg, wo das Licht verschwand.
Die Drachenwiese war größer, als sie gedacht haben und so liefen sie eine Zeitlang nur über Gras und Moos. Auf ihrer Wanderung redeten sie über den Drachen und wie freundlich er war. Sie hatten aber noch keine Idee, warum sie mit ihm reden konnten.
In weiter Ferne sahen sie die ersten Bäume eines Waldes und nach einer längeren Pause, auf der Wiese, erreichten sie endlich den Wald. Am Waldrand stellten sie wieder das Zelt auf, aßen und tranken etwas und machten sich ein Licht an. Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann legten sie sich hin und schliefen ein.
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